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report SCHWEIZ
HORIZONT 26/2020
FOTO: SCREENFORCE / OSKAR MOYANO
2020 hätte es noch schöner
werden sollen als 2019.
Doch dann kam Corona
und der Screenforce Day
musste ausfallen
Den nächsten Screenforce Day gibt es in der Schweiz erst 2021. Events
im Herbst und eine Web-Reihe sollen deswegen für die Gattung TV Akzente setzen
Neues Kapitel
FOTO: SCREENFORCE
Von Michael Reidel
D
ie Hoffnung endete am 4. Mai
2020. An jenem Montag war
klar, dass es keinen Screenforce Day 2020 in der Schweiz
geben wird. Kein The Magic of TV, kein
Netzwerk, keine neuesten Forschungsergebnisse.
Die Absage war keine Überraschung.
Die Corona-Pandemie und die behördlichen Vorgaben in der Schweiz machten
den Event undurchführbar. Trotzdem
hatten die Organisatoren im Hintergrund
lange um die Veranstaltung gekämpft,
länger als andere Schweizer Gattungsevents oder das deutsche Pendant, das
bereits Ende März abgesagt worden war.
Die Enttäuschung war sehr gross, da wir
im Vorfeld sehr viel Arbeit in die Planung
und Organisation gesteckt haben und der
Event 2019 sowohl inhaltlich als auch betreffend Teilnehmerzahl ein voller Erfolg
war, an den wir anknüpfen wollten, sagt
Simone Schulz, Head of Brand & Content
Marketing bei der Goldbach Group, im
Rückblick auf diese Tage.
Nun ist es aber eine Eigenart der TVBranche, nicht lange zu jammern, sondern nach Lösungen zu suchen. Und so
fingen die Organisatoren an, aus einem
Event verschiedene Formate für den
Herbst zu entwickeln, mit denen die
Kommunikationsbranche kontinuierlich
auf dem Laufenden gehalten werden soll.
Die Planung der Events läuft auf Hochtouren, sagt Schulz. Dazu zählt auch die
traditionelle Screen-up, die am 17. September in abgeänderter Form stattfinden
soll. Hier möchten wir ein möglichst interessantes Programm zusammenstellen.
Es wird etwas weniger Glamour als an der
Jubiläumsausgabe im letzten Jahr geben,
dafür mehr Einordnung der aktuellen Lage, erklärt die Managerin die geplante
Ausrichtung.
Damit die Branche aber nicht bis zum
Herbst auf Fakten rund um Bewegtbild
warten muss, hat die Gattungsinitiative
Screenforce mit Whats on schon im
Mai eine Webserie lanciert, die monatlich
Inhalte liefern soll. Unter anderem wird
in diesen Tagen die erste länderübergreifende Screenforce-Studie für die DACHRegion von Karen Nelson Field in mehre-
Die Screenforce-Website Whats on liefert monatlich neue Inhalte für die TV-Branche
ren Videosessions publiziert. Die renommierte Wissenschaftlerin ist Gründerin
von Amplified Intelligence und Professorin für Media Innovation an der Universität von Adelaide (Australien).
Einzig für die Präsentation der
Schweizer Screenforce-Studie Wie werden Marken gross? hat sich bis zum Redaktionsschluss noch keine Lösung gefunden. Darin hat Screenforce untersucht, in welcher Form die Mediengattungen das Wachstum einer Marke
beeinflussen. Die Ergebnisse liegen zwar
vor, nur ist noch nicht klar, wie diese veröffentlicht werden.
Dass Screenforce Impulse setzen will,
kommt nicht von ungefähr. In den vergangenen Wochen ist auch das erfolgsverwöhnte TV unter Druck geraten. Laut
Mediafocus sind im Mai und April die
Spendings der Werbeauftraggeber um 33
beziehungsweise 38 Prozent zurückgegangen. Trotzdem sehen die ScreenforceEntscheider keinen Grund, in hektischen
Aktionismus zu verfallen. Der Rückgang
ist hauptsächlich coronabedingt, sagt
Schulz. Für sie ist der Verzicht auf TV in
den Mediaplänen ohnehin ein strategischer Fehler. Zum einen erreichten nicht
nur News-, sondern auch andere Unterhaltungsformate sehr gute Reichweiten,
zum anderen haben es einige Werbeauftraggeber gezeigt, wie man die Krise optimal für Brandbuilding nutzen kann, sagt
sie. Und weiter: TV ist nach wie vor das
Medium, um schnell kommunikativ grosse Reichweiten zu erzielen, und die Sender
geben zur Absicherung auf ihre kommunizierten Leistungen noch Garantien.
Das sind nur zwei Argumente, mit denen TV-Vermarkter versuchen, die Werbeauftraggeber zu überzeugen. Mindestens genauso wichtig sind in den Gesprächen unter anderem die grosse Wirkung
von audiovisuellen Botschaften, ein entspannter Medienkonsum und die damit
verbundene positive Grundstimmung,
Werbebotschaften aufzunehmen. Eine
mögliche Gattungskampagne steht dagegen nicht an. Zum einen, weil die Ver-
Screenforce
In der Schweiz wird Screenforce.ch
durch die Arbeitsgemeinschaft Fernsehwerbung Schweiz AG (AGFS)
vorangetrieben. In dem Zusammenschluss sind die nationalen Vermarkter
Admeira, CH Media, Goldbach und die
Interessengemeinschaft Elektronische
Medien (IGEM) vertreten. Screenforce
(bis April 2015 Wirkstoff TV) ist eine
gemeinsame Initiative der TV-Vermarkter in Deutschland, Österreich und
der Schweiz für Fernsehen und Bewegtbild. Die zwölf Partner repräsentieren
zusammen 95 Prozent des TV-Werbemarktes in den DACH-Ländern. Im
Fokus stehen Forschung, Marketing
und Kommunikation für die Gattung
TV und Bewegtbild.
markter in den vergangenen Wochen selber sehr aktiv waren und die Vorteile für
die Werbeauftraggeber kommuniziert
haben. Zum anderen sollen die Events
ihre volle Wirkung entfalten können:
Wir liefern die aktuellsten Inhalte rund
um das Thema Bewegtbild über Screenforce Whats on und allfällige Events im
Herbst, sagt Schulz.
Trotzdem bleibt die Entscheiderin
beim Blick in die Glaskugel realistisch.
Auf die Nutzung über das gesamte Jahr
hatte Corona einen positiven Einfluss,
aber die Werbeumsätze werden sich nicht
mehr erholen. Das liegt aber nicht nur
an der möglichen Sparsamkeit der Unternehmen. Für das werbefinanzierte Fernsehen sind heute nicht alleine die Anbieter aus Übersee wie Apple, Netflix und
Amazon Prime die grösste Herausforderung, sondern die Schweizer Gesetzgebung. Nicht der Sender, und damit der
Urheber der Sendungen, hat das Sagen
über die Inhalte, sondern die Verbreiter,
beklagt Schulz.
Und das hat Folgen. Die Spulfunktion
(Ad Skipping) habe zum grossen Teil dazu geführt, dass der Schweizer TV-Markt
im letzten Jahr um 8,1 Prozent rückläufig
gewesen sei. Die Bezahlangebote wie
Apple, Netflix und Co sind davon nicht
betroffen. Der Gesetzgeber nimmt in
Kauf, dass sich dadurch regionale TVSender nicht mehr rentabel betreiben lassen und damit die redaktionelle Vielfalt
abnimmt, sagt die Managerin.
Gerade die vergangenen Wochen haben jedoch gezeigt, wie wichtig eine breite
Informationsvielfalt in der Schweiz ist.
Dazu gehört eben auch die Werbung.
Hier erwartet Schulz zwei Trends: Wir
gehen davon aus, dass wir mehr Abverkaufs-Kampagnen sehen werden als in
der Vorjahresperiode. Und auch die
imageorienierten Spots nehmen zu.
Wichtig ist bei diesen teils sehr politischen Botschaften, dass sie nicht einfach
nur dem Zeitgeist, sondern der ernst gemeinten Positionierung der Unternehmen entsprechen. Ansonsten tut man
sich als Unternehmen keinen Gefallen,
erklärt Schulz. Auch das dürfte vielleicht
ein Thema für die kommenden Events
sein. Das Ende der Hoffnung ist schliesslich nichts anderes als der Beginn eines
neuen Kapitels.
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