Mein Stadtfeld - Historie
St. Georgii die wechselvolle
Geschichte einer Pflegestätte
Noch heute wird es im offiziellen
Denkmalverzeichnis wegen seines
schlossähnlichen Charakters
gewürdigt, seit 1901/02 gehörte
es zur Wilhelmstädter Wohlfahrtslandschaft das Pflegeheim Sankt
Georgii in der heutigen Hans-Löscher-Straße 30. Seit 1999 betreibt
die Salus GmbH das Pflegeheim.
Am Sonnabend, dem 28. Juni 1902,
vermeldete die Volksstimme auf der
Feuilleton-Seite: Stiftseinweihungen.
Nachdem am Mittwoch das neu erbaute
St. Annen Hospital den Benutzern
übergeben wurde, ist am Donnerstagvormittag um 11 Uhr das neue Prädendatenhaus des Hospitals St. Georgii an
der Belfortstraße in der Wilhelmstadt
im Beisein von ca. 100 geladenen
Herren und Damen feierlich eingeweiht
worden. Das Gebäude macht mit seinen
lichten Korridoren, seinen geräumigen
und praktisch eingerichteten Zimmern
einen sehr guten Eindruck.
Schon lange vor der offiziellen Einweihung waren die Baugerüste schon
1901 gefallen und die Bewunderung
der Bewohner umliegender Straßen
war groß: Jetzt haben wir in unserer
Straße ein Schloss, sprach nicht
allein der Kindermund. Der in der
damaligen Belfortstraße vollendete
Neubau galt in seiner freundlichen
Architektur als eine Besonderheit
inmitten der kasernenartigen Gründerzeitbauten von Stadtfeld. Doch
handelte sich hier nicht etwa um eine
königliche Residenz, sondern um eine
neue Alterspflegeeinrichtung des 1350
gegründeten, in der Altstadt gelegenen Hospitals St. Georgii.
Kirche und Bürgertum
engagierten sich
Der großzügige dreigeschossige
Anstaltbau der Jahrhundertwende ist
kennzeichnend für die traditionsreiche
städtische Altenpflege in Magdeburg
im weitesten Sinne. Schon seit dem
Konzil von Aachen 816/17 waren den
Kirchen Verpflichtungen für Armenund Krankenpflege auferlegt worden.
Klöster und Stifte, auch in Magdeburg,
hatten demnach Hospitäler zu führen.
Später nahm sich das erstarkende
Bürgertum zunehmend der Wohlfahrt
an, es stiftete zwischen 1250 und 1350
Spitäler. Bereits 1214 besaß die Magdeburger Gewandschneiderinnung das
Heilige Geist Hospital. Die Seidenkrämerinnung gründete das Siechenhaus
Sankt Georgii, die Knochenhauer und
Fleischerinnung weihte ihr Hospital
der Heiligen Elisabeth.
Das Hospital Sankt Georgii war ursprünglich vor allem für die Aufnahme
von Aussätzigen bestimmt und lag
deshalb außerhalb der Stadtmauern. Bei der Zerstörung Magdeburgs
1631 brannte es ab. Erst 1655 wieder hergerichtet, wurde es 1812 auf
Befehl Napoleons aus militärischen
Gründen abgerissen. 1816 entstand
ein neues Gebäude am Georgenplatz
in der Altstadt Magdeburg. Später,
nach Aufhebung des Festungsstatus,
wurde Stadtfeld bevorzugtes Bauland.
Von 1887 bis 1896 errichtete hier
zum Beispiel die Kahlenberg-Stiftung
eines der ersten Krankenhäuser (2011
abgerissen) der Stadt. Es diente auch
als Pflegeheim.
Unmittelbar nach der Wende zum 20.
Bild links: Alte Ansicht des St. Georgii,daneben das St. Georgii heute, ein Blick aus Richtung Matthisonstraße.
22
Jahrhundert hatte dann auch das
finanziell solide aufgestellte Hospital/
Stiftung St. Georgii eine weitreichende Entscheidung zugunsten der
Wilhelmstadt, wie Stadtfeld nun hieß,
getroffen. Auf einem Ackerstück an der
damaligen Belfortstraße wurde das
neue Heim errichtet. Nach Eröffnung
stieg die Zahl der Insassen ständig,
1910 waren es rund 200.
1926 Neubau erneut
mit 65 Wohnungen
St. Georgii spielte weiterhin eine
wichtige Rolle in der städtischen
Wohlfahrt zur Zeit der Weimarer
Republik. Wilhelm Busch, Direktor
des Wohlfahrtsamtes in Magdeburg,
verwies 1927 in einem Artikel auf die
Notwendigkeit sozialen Handels: In
Magdeburg sind 48927 Hilfsbedürftige
registriert, schrieb er. Auch 8679
Rentnern wurden von der Altersfürsorge aufwändig betreut. Magdeburg, so
Busch damals, habe auch besonders
gute Einrichtungen der stationären
Fürsorge. Er nannte u.a. die Hospitäler
Sankt Georgii, Sankt Annen, Sankt
Gertraud.
Fotos (2): Sammlung Kaiser
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