Mein Krimi
Der Mörder stirbt ein Jahr nach der Tat im Zuchthaus
Coswig unter der transportablen Guillotine
Der Schuss aus acht Metern Entfernung
hat den 42-jährigen Wachtmeister
tödlich verletzt. Er wird ins Genthiner
Johanniter-Krankenhaus eingeliefert.
Dort stirbt Hermann Alex am 6. Juni
um 2 Uhr. Die Diagnose lautet: Lungendurchschuss, Oberarmschussbruch,
Lungenblutungen, Wundschock.
Der flüchtige Horst Paul schläft in
Heuschobern, stiehlt in Gärten Obst.
Immer in der Angst, verhaftet zu
werden. Doch der 19-Jährige ist frisch
verheiratet. Nach zwei Tagen zieht es
ihn zu seiner Frau nach Genthin. Doch
die Gemeinsamkeit währt nicht lange.
Wenige Stunden, nachdem er wieder zu
Hause ist, wird er verhaftet.
Gewehr bringt die Kripo
auf die Spur von Horst Paul
Die Polizei hatte bei ihrer Untersuchung erfahren, dass Paul ein Gewehr
hat. Dadurch waren die Ermittler dem
jungen Mann auf die Spur gekommen.
Auch andere Personen geraten durch
die umfangreichen Ermittlungen ins
Visier der Kripo. Allen ist gemein, dass
sie unerlaubt Waffen im Haus haben.
Aber bis auf das Quintett um Werner
Golz hatten die anderen nie etwas mit
den Einbrüchen und Diebstählen dieser
Gruppe zu tun. Trotzdem heißt es in
einem Zeitungsbericht vom Sommer
1947: 21-köpfige Verbrecherbande
unschädlich gemacht. Den Festgenommenen konnten bereits 35 Verbrechen
nachgewiesen werden.
Horst Paul bleibt für einige Tage in
einem Genthiner Polizeikeller. Dann
wird er in ein NKWD-Gefängnis der sowjetischen Besatzer in Stendal verlegt.
Auch Golz und sein Vater, der wusste,
dass sein Sohn eine Waffe hatte, kommen in dem Gebäude des Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten
hinter Schloss und Riegel. Doch dem
Vater gelingt kurz darauf mit einigen
Zellengenossen die Flucht. Sie setzen
sich in die Westzonen ab.
Im Herbst 1947 werden die übrigen
Täter den deutschen Behörden übergeben. Im Untersuchungsgefängnis in
der Magdeburger Mittagstraße warten
sie auf ihren Prozess. Der findet im
November statt.
Golz, Paul, Methner, Flacke und Bier-
mann müssen sich vor der 2. Strafkammer des Landgerichts Magdeburg
verantworten.
Die Richter verurteilen Methner und
Flacke zu fünf Jahren, Biermann zu
zweieinhalb Jahren Zuchthaus. Der
Urteilsspruch für Golz wegen Bandendiebstahls lautet: zehn Jahre.
Der Polizistenmord wird abgetrennt
und später verhandelt. Zuständig dafür
ist das Magdeburger Schwurgericht.
Gegen Horst Paul verhängt das Gericht
am 20. November 1947 das Urteil: zwölf
Jahre Zuchthaus. Zehn Jahre für den
unerlaubten Waffenbesitz, zwei Jahre
für den Bandendiebstahl. Pauls Pflichtverteidiger geht in Berufung. Doch
dabei springt - nicht, wie erwartet - ein
milderes Urteil heraus, sondern drei
Jahre Haft mehr.
Kein Gehör findet Paul beim Gericht, als
er erklärt, warum er mit dem gefundenen
Militärkarabiner gewildert hat - weil ich
für meine Frau etwas für den Kochtopf
heranschaffen wollte. Der Richter
schleudert ihm entgegen: Ich habe auch
nur meine Lebensmittelmarken und muss
damit auskommen.
Am 21. November 1947 spricht das
Schwurgericht über den Polizistenmörder
Golz das Urteil: Tod durch Enthaupten.
Zwischen 1945 und 1956
werden 15 Verurteilte geköpft
Sowohl Paul, als auch Golz kommen
in das Hochsicherheitsgefängnis in
Coswig. Dort wird Golz Ende August
1948 hingerichtet.
Am selben Tag sterben drei weitere
Verurteilte unter der transportablen
Guillotine. Insgesamt werden in Coswig
Der Ripper von Magdeburg erschien im Mitteldeutschen Verlag Halle.
zwischen 1945 und 1956 15 Verurteilte
hingerichtet.
Horst Paul richtet sich in Coswig ein. Er
gilt als vorbildlicher Häftling, der seine
Taten längst bereut hat.
Nach ein paar Jahren öffnet sich die
Zellentür und ein neuer Häftling wird
eingeschlossen. Es ist der Richter,
der ihn verurteilt hatte. Er hatte sich
von Bauern, die schwarz geschlachtet
oder Fleisch in den Westen verschoben
hatten, bestechen lassen. Für die Freisprüche hatte er als Gegenleistung so
manche Speckseite bekommen.
Die Justiz steckte den Richter genau in
das Zuchthaus, in dem die meisten der
von ihm Verurteilten sitzen. Erst, als
man ihn fast totschlägt, wird er in eine
andere Haftanstalt verlegt.
Walter Flacke aus Staßfurt, der zu fünf
Jahren Haft verurteilt worden war, wird
im März 1952 entlassen. Aufgrund eines
Gnadengesuchs vom Mai 1951 ein viertel
Jahr vor Ablauf seiner Strafe. Als Grund
für die vorfristige Entlassung akzeptiert
das Gericht die Tatsache, dass Flacke
inzwischen geschieden ist. Seine ExEhefrau hatte in zu den Taten angestifetet, hatte das Gericht festgestellt.
Horst Paul bleibt bis zum Mai 1955 in
Haft. Nach acht Jahren wird er entlassen. Auch sein Gnadengesuch war
befürwortet worden.
(Den kompletten Fall finden Sie im Buch mit
authentischen Kriminalfällen Der Ripper von
Magdeburg, mdv Halle, ISBN 3-89812-115-1).
Bernd Kaufholz
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Meine Informationen Notdienste Apothekennotdienst vom 27. Dezember 2017 bis 4. Februar 2018 25.12.-31.12. Sonnen-Apotheke, Genthin, Friedenstr. 32, Tel. 0 39 33/36 79 01.01.-07.01. Kloster-Apotheke, Jerichow, Marktstr. 10, Tel. 03 93 43/2 01 08.01.-14.01. Adler-Apotheke, Genthin, Marktplatz 1, Tel.
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